AzubiPlus: Modul "Lernen will gelernt sein"

„Nach der Schule ist endlich Schluss mit der Lernerei“ - die Hoffnung vieler Absolventen erweist sich als Trugschluss. Denn dann fängt das Lernen erst so richtig an - zumindest für diejenigen, die aus ihrem (Berufs-) Leben etwas machen wollen. „Wie man systematisch lernt, das hatten wir in der Schule leider nicht“, erzählen Merle (Boehringer Ingelheim) und Ilhan (Schott AG). Die beiden angehenden Elektroniker für Automatisierungstechnik haben gerade das Modul „Lernen will gelernt sein“ absolviert. Die Fortbildungseinheit ist Teil des Programms AzubiPlus des ILW Mainz zur Förderung der Ausbildungsreife junger Menschen ganz am Anfang ihrer Berufsausbildung.

 

„Lernen kann man lernen“, ist Manuel von Vultejus überzeugt. Der Geschäftsführer des ILW Mainz hat dieses Modul selbst entwickelt und bereits in mehreren Durchgängen mit Auszubildenden umgesetzt. Dabei kann er auch eigene Erfahrungen einfließen lassen, die er während seiner beruflichen Stationen als Offizier der Bundeswehr, in einem Beratungsunternehmen und bei der Schott AG gesammelt hat. „Wer seinem Lernen eine Struktur gibt, dabei einige wissenschaftliche Erkenntnisse beherzigt und ein paar Methoden kennt und anwendet, lernt leichter und mit mehr Erfolg“, sagt er. Das zahlt sich nicht nur in der Berufsschule oder im Studium aus, sondern auch im späteren Berufsleben. Denn die Arbeitswelt wandelt sich ständig und erfordert darum stetes Einarbeiten in neue Themenfelder.

 

Das Modul „Lernen will gelernt sein“ umfasst 4 Einheiten zu 45 Minuten. Inhalte bilden Informationen der Wissenschaft über die menschliche Wissensverarbeitung, praktische Tipps rund um das Lernen sowie eine Reihe von Lern-Methoden. Studien konnten beispielsweise belegen, dass 75% der menschlichen Wahrnehmung über das Sehen erfolgt, für die restlichen 25 % sind die Sinne Hören, Tasten, sowie Riechen und Schmecken verantwortlich. Daraus folgt, dass Bilder besser erinnert werden als Texte, woraus wiederum abzuleiten ist, dass die Verknüpfung von Texten mit Bildern das Lernen wesentlich erleichtert. Dementsprechend sollten zum Beispiel technische Informationen mit Diagrammen, Graphiken oder schematischen Darstellungen angereichert werden.  

Praktische Tipps zum Lernen hat vermutlich jeder schon einmal gehört, aber es lohnt sich, sie zu beherzigen und anzuwenden. „Wiederholen ist die Mutter des Studierens“ ist so ein Standardratschlag. Dahinter steht die einfache Erkenntnis: Gelerntes bleibt umso besser hängen, je öfter man es wiederholt. So bringt man seinem Gehirn bei, dass es sich um wichtige Informationen handelt, die es dann nicht mehr so leicht vergisst. Auch empfiehlt sich, zum Lernen nicht einfach nur das Buch aufzuschlagen und loszulegen. Strukturiertes Lernen bringt bessere Ergebnisse. Darum sollte man zunächst planen, was man lernen will, dann den Wissensstoff verarbeiten, das Gelernte überprüfen, eine Pause einlegen und schließlich: wiederholen. Auch die Lernatmosphäre sollte stimmen: Ausgeschlafen lernt es sich besser, Ablenkungen sollte man möglichst im Vorwege ausschalten (Mobiltelefon stummschalten), Pausen und auch Zeiten für E-Mails oder Telefonate einplanen. Die Anregungen kamen an bei den Auszubildenden: „Ich habe viele interessante Tipps und Tricks für mich mitgenommen“, berichtet Lukas (Kraftwerke Mainz Wiesbaden).

 

Lernmethoden können sehr hilfreich sein. Darum stellt Manuel von Vultejus den Auszubildenden verschiedene dieser Methoden vor, aus denen die jeweils passende ausgewählt werden kann. Die Loci-Methode zum Beispiel hilft beim Auswendiglernen von Aufzählungen jeder Art. Sie macht sich die Erkenntnis zunutze, dass Menschen ein räumliches Erinnerungsvermögen haben. In einem ersten Schritt stellt man sich zum Beispiel einen bekannten Weg vor und was einem dabei begegnet. Im zweiten Schritt verknüpft man dann die Fakten, die man sich merken muss, mit den Gegenständen auf diesem Weg. Läuft man später in Gedanken die Route ab, erinnert man sich leicht an die Informationen, die man sich merken wollte. Merle, Ilhan und Lukas waren überrascht, wie sehr man mit Bilder-Techniken wie der Loci-Methode das eigene geistige Potenzial steigern kann.

Eine Prüfung Ende des Moduls gibt es nicht. „Lernen will gelernt sein“ ist ein Angebot als Hilfe zur Selbsthilfe. Das Feedback der Teilnehmenden jedenfalls war positiv: „Ich fand das Modul extrem hilfreich für das organisierte Lernen“, sagt Merle. Ilhan regt sogar an, bei den nächsten Durchgängen noch mehr Zeit und Inhalte vorzusehen.