Betriebliche Ersthelfer: Leben bewahren, bis der Notarzt kommt

Der einzige Fehler, den Menschen am Unfallort machen können, ist: nichts zu tun. Diese Ermutigung zur Ersten Hilfe war eine wichtige Erkenntnis der Grundausbildung zum betrieblichen Ersthelfer, die Mitarbeiter des ILW Mainz Anfang März absolvierten. Kenntnisse des richtigen Verhaltens im Notfall und das Einüben von Soforthilfemaßnahmen nehmen die Scheu vor dem ersten Schritt und verleihen mehr Sicherheit beim Helfen.

 

„Als Ausbildungsstätte für industrielle Berufe sind wir ein Betrieb, in dem Unfälle grundsätzlich gravierendere Folgen haben können als zum Beispiel in einem Büro. Umso wichtiger ist es, dass alle unsere Ausbilder und Teamleiter über fundierte Erste Hilfe-Kenntnisse verfügen und sich sicher darin fühlen“, sagt Manuel von Vultejus, Geschäftsführer des ILW Mainz. Der Ausbildungsdienstleister organisiert daher jährlich eine betriebliche Ersthelferausbildung für jeweils die Hälfte seines Ausbilderteams, so dass alle ihre Kenntnisse der Erste Hilfe Maßnahmen im Zweijahresrhythmus auffrischen.

 

Die Erste Hilfe in Betrieben ist in Deutschland gesetzlich geregelt: Das Sozialgesetzbuch nimmt die Unfallversicherungsträger in die Pflicht, für die entsprechende Aus- und Fortbildung in den Unternehmen zu sorgen. Die haben eine Unfallverhütungsvorschrift erlassen, die die Zahl und die Ausbildung von Ersthelfern in Betrieben festlegt.

Die diesjährige Ausbildung hat eine Lehrkraft des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) Mainz-Bingen durchgeführt. Sie fand abseits des laufenden Betriebs an einem Samstag in den Räumen des ILW Mainz statt, das auch für die Verköstigung der Teilnehmer gesorgt hatte. Themen der insgesamt neun Unterrichtseinheiten à 45 Minuten waren u.a.: Welche Verhaltensregeln muss ich zum Schutz der eigenen Sicherheit zu beachten? Wie trete ich mit dem Verletzten in Kontakt? Wie überprüfe ich die Vitalfunktionen, wie Bewusstsein, Atmung, Kreislauf? Wo rufe ich an? – es gibt neben der zentralen Notrufnummer 112 beispielsweise eine Vergiftungshotline und weitere regionale Anlaufstellen. 

 

Bei den Sofortmaßnahmen wurde ein Schwerpunkt auf den Herz-Kreislauf-Stillstand vor dem Eintreffen ärztlicher Hilfe gesetzt, der im Rettungsdienst statistisch eine große Rolle spielt. Studien belegen, dass Wiederbelebungen durch Laien zum Beispiel mit Hilfe der Herzdruckmassage die Überlebenswahrscheinlichkeit signifikant erhöhen. Die Druckmassage wurde an der Reanimationspuppe ebenso geübt wie der Umgang mit dem automatisierten externen Defibrillator (AED). 

 

Ersthelfern kommt in den ersten Minuten, bis der Notarzt eintrifft, oft lebensentscheidende Bedeutung zu. Je nach Lage kommt es zum Beispiel darauf an, die „no flow time“, die Stillstandszeit des Herz-Kreislauf-Systems, zu minimieren oder Blutungen zu stillen. Regelmäßige praktische Übungen im Rahmen von Erste Hilfe-Ausbildungen geben das nötige Selbstvertrauen, im Notfall wirksam helfen zu können.

 

Weitere Unterrichtseinheiten befassten sich mit den richtigen Maßnahmen bei Bewusstseinsstörungen des Verletzten, bei Störungen der Atmung und des Kreislaufs, bei Knochenbrüchen oder Gelenkverletzungen, bei Bauchverletzungen, Wunden und bedrohliche Blutungen, bei einem Schock, bei Verbrennungen sowie bei Vergiftungen und Verätzungen. 

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