Delegation aus den USA: Großes Interesse am Dualen Berufsausbildungssystem in Deutschland

Am 27. Oktober konnte das ILW Mainz eine Delegation aus den USA in seinen Räumen begrüßen. Die 17 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 10 Bundesstaaten gehörten sogenannten Manufacturing Extension Partnerships (MEP) an. Diese Interessenverbände sind als öffentlich-private Partnerschaften organisiert und haben es sich zur Aufgabe gemacht, kleinerer und mittlerer Unternehmen der verarbeitenden Industrie zu fördern. Die MEPs sind in allen 50 US-Bundesstaaten und in Puerto Rico vertreten und hatten im vergangenen Jahr Kontakt zu gut 34.000 Herstellern mit einem Gesamtumsatz von 14,4 Milliarden US Dollar. Das Interesse der Delegation galt der Aus- und Fortbildung in Deutschland.

 

„Wir wissen, dass Deutschland mit dem Dualen System über eine sehr gute und bewährte Berufsausbildung im industriellen Sektor verfügt“, sagt Robert Fenstermacher, Leiter der Delegation. „Darum wollten wir verstehen lernen, wie die Beteiligten arbeiten.“ Robert Fenstermacher ist Abteilungsleiter beim American Council on Germany, einer 1952 gegründeten Organisation, die das transatlantische Verständnis mit Deutschland und Europa insbesondere auf wirtschaftlichen, politischen und sozialen Themenfeldern fördert. Auf dem einwöchigen Programm der US-Gruppe stand der Besuch von Industrieunternehmen, der Industrie- und Handelskammer und berufsbildenden Einrichtungen wie dem ILW Mainz.

Nach einer Einführung in die Dienstleistungen und die Arbeitsweise des ILW Mainz durch seinen Geschäftsführer Manuel von Vultejus führte Projektmanager Oliver Asselmeyer die Delegation durch die Werkstätten der Bildungseinrichtung. Bei dem Rundgang beeindruckten besonders die komplexen Prüfungsgestelle, die Auszubildende im 3. Lehrjahr den amerikanischen Besuchern vorführten. „Man sah, dass die Leute wirklich schon hoch qualifiziert sind“, berichtet Robert Fenstermacher.

 

Im Anschluss moderierte der fließend deutschsprechende Robert Fenstermacher eine angeregte Diskussion der Delegationsmitglieder mit Manuel von Vultejus und Oliver Aßelmeyer sowie Abdullah Ghurbal und Bugra Esen, zwei Auszubildenden im 4. Lehrjahr, die gerade beim Regio-Cup Wettbewerb für Industriemechaniker und Mechatroniker Platz 1 und 2 belegt hatten. Die amerikanische Seite berichtete, dass die Berufsausbildung in ihrem Land nicht so umfassend und tiefgehend ist wie in Deutschland. Üblich sei es, nach dem Besuch einer berufsbildenden Einrichtung wie zum Beispiel einem community college beim Eintritt in einen Betrieb lediglich wenige Wochen in die neue Tätigkeit eingewiesen zu werden. Durch diesen Weg erfolge der Einstieg in die berufliche Praxis in den USA meist deutlich später als in Deutschland. Diskussionsstoff boten auch Probleme, die beiden Ländern gemeinsam sind, wie der Mangel an Auszubildenden und die fehlende Ausbildungsreife junger Menschen, der das ILW Mainz mit seinem Programm AzubiPlus begegnet.

 

Die Delegation ist mit vielen Informationen und praktischen Anregungen in ihre Heimat zurückgekehrt und Robert Fenstermacher plant für das kommende Jahr schon die nächste Studienreise nach Deutschland. Auch beim ILW Mainz hat der Besuch einen guten Eindruck hinterlassen: „Es war eine sehr sympathische, hoch interessierte und gut vorbereitete Gruppe, der Austausch war auch für uns bereichernd“, fasst Manuel von Vultejus zusammen.

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